Am 9. Mai 2024 jährt sich der tragische Tag, an dem vor 80 Jahren, am 9. Mai 1944, 39 Kinder der St. Josefspflege nach Auschwitz deportiert wurden. Zum Gedenken an dieses schreckliche Ereignis und zum Andenken an die unschuldigen Opfer fand eine bewegende Gedenkveranstaltung statt.
Der Tag begann mit einem feierlichen Gedenkgottesdienst, der von Pfarrer Kuhbach, Weihbischof Renz, Pfarrerin Stürmer, Pfarrer Hartmann zelebriert wurde. Der Gottesdienst wurde durch die Teilnahme der Kinder, Jugendlichen, Lehrerinnen und Lehrer der Bischof von Lipp Schulen SBBZ und der Gemeinschaftsschule mitgestaltet. Begleitet wurde der Gottesdienst durch das Geigensolo von Narcis-Sing und seinen Schülerinnen. Ein weiterer bewegender Moment war das Anbringen von Nelken in einen Kranz durch die Schülerinnen und Schüler. Jede Nelke stand für eines der 39 ermordeten Kinder, und diese symbolische Handlung verdeutlichte das Gedenken an die unschuldigen Opfer.
Im Anschluss fand eine Gedenkstunde in der St. Josefspflege statt. Hier kamen mehrere Redner zu Wort, die die Bedeutung dieses Tages hervorhoben und den Opfern damit gedachten.
Frau Muhterem Aras, Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg, betonte die Wichtigkeit des Erinnerns und des Einsatzes gegen Rassismus und Diskriminierung in der heutigen Gesellschaft. Ebenso beleuchtete sie kritisch das Handeln der verschiedenen Institutionen während des Nationalsozialismus sowie der Zeit danach. Sie mahnte zur Wachsamkeit der Gesellschaft
Herr Daniel Strauß, Vorsitzender des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, erinnerte in seiner Ansprache an die Geschichte und das Leid der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus und der Anerkennung des Unrechtes gegenüber den Menschen.
Herr Rainer Friedrich, Geschäftsführer der St. Josefspflege ging in seiner Rede besonders auf das Projekt "Erziehung nach Auschwitz" ein, welches sich intensiv mit der Vermittlung der Geschichte und den Lehren aus dem Holocaust befasst. Dieses Projekt soll dazu beitragen, dass solche Gräueltaten niemals vergessen werden und zukünftige Generationen sensibilisiert und aufgeklärt werden.
Ein Höhepunkt der Gedenkfeier war die Theateraufführung der Schülerinnen und Schüler der Bischof von Lipp Schule SBBZ und der Gemeinschaftsschule in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma. Sie präsentierten ein Stück basierend auf dem Buch "Auf Wiedersehen im Himmel", das die tragischen Ereignisse aufgreift und den Opfern eine Stimme verleiht. Besonders ergreifend war der Beitrag eines jungen Sinto, der über das Schicksal seiner Angehörigen berichtete und den Bezug zur heutigen Zeit herstellte. Seine eindrucksvolle Schilderung erinnerte daran, dass die Geschichte lebendig bleibt und die Herausforderungen und Diskriminierungen, denen Sinti und Roma auch heute noch begegnen, aufgezeigt werden müssen. Diese Aufführung war ein eindrucksvolles und emotionales Zeugnis der Auseinandersetzung junger Menschen mit der Geschichte.
Die Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Ermordung der Sinti-Kinder der St. Josefspflege war eine bewegende und würdige Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse von 1944. Sie mahnte zur Wachsamkeit und zum unermüdlichen Einsatz gegen das Vergessen. Die Beteiligung und das Engagement der vielen Mitwirkenden, besonders der jungen Generation, zeigte eindrucksvoll, dass die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig bleibt. Lernen aus der Vergangenheit für die Zukunft, die Pflege der Erinnerungskultur in der St. Josefspflege und die Wichtigkeit der Gedenkstättenfahrten sind entscheidend, um das Bewusstsein für historische Ereignisse und deren Auswirkungen auf die Gegenwart zu schärfen. Diese Veranstaltungen dienen nicht nur dem Gedenken, sondern auch der Bildung und Sensibilisierung zukünftiger Generationen.